Mit Prof. em. Dr. agr. Dr.-Ing. e.h. Ludwig Narziß geht ein großes wissenschaftliches und menschliches Vorbild verloren. Er wurde im September 1925 als Sohn eines Brauereidirektors in München geboren. Danach entschied er sich für eine Brauerlehre bei Tucher in Nürnberg und anschließend studierte er an der TU in Weihenstephan Brauwesen und war dann mehrere Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Betriebsberater tätig. 1956 promovierte er über den Einfluss der Hefe auf die Eigenschaften des Bieres und wechselte zwei Jahre später als erster Braumeister zu Löwenbräu in München. 1964 wurde Ludwig Narziß auf den Lehrstuhl für Technologie der Brauerei I nach Weihenstephan berufen, wo er fast 30 Jahre lang forschte und lehrte und sich seinen weltweiten Ruf als „Bierpapst“ erwarb. Im Jahr 1992 wurde er schließlich emeritiert. Jetzt ist Prof. Narziß nach einem langen, erfüllten Leben im Alter von 97 Jahren verstorben.
Doch erst wenn man sich auf die Recherche nach wissenschaftlichen Publikationen, nach Büchern und nach Konferenzen und Mitgliedschaften begibt, kann man erahnen, was er vielen Generationen an Brauerinnen und Brauern an einem Wissensschatz hinterlassen hat. Wer ihn persönlich kennenlernen und ein Bier mit ihm trank, konnte sich um seinen bis ins hohe Alter klaren Geist, seiner Fähigkeit zuzuhören, in den Dialog zu gehen, und dabei immer absolut bodenständig zu bleiben, überzeugen.
„Für mich wird immer unvergessen sein, welch fantastisches Gedächtnis er hatte. Er konnte sich all die Namen der vielen Menschen merken, die er in seinem langen Laben kennen lernen durfte. So auch all seine Daten, die er in seine Publikationen einbrachte. Auch noch nach Jahrzehnten. Und dann mit diesem Wissen alle Dinge miteinander verknüpfte. Wir Weihenstephaner haben nicht gegoogelt. Wir sind „ludwigeln“ gegangen. Und haben ihn einfach gefragt. Wir bekamen immer eine umfangreiche und kompetente Antwort.“ sagt Dr. Martin Zarnkow, der 1. Vorsitzende der MEBAK.
Auch wenn Prof. Narziß nie selbst Mitglied bei der MEBAK war, so standen ihm viele Mitglieder der MEBAK persönlich sehr nahe und verlieren mit ihm einen Freund, Kollegen und Mentor. Ludwig Narziß setzte als Forscher und Lehrender Maßstäbe, die stets in die Arbeiten der MEBAK mit eingeflossen sind und ohne seine wissenschaftlichen Meilensteine und Pionierleistungen in der Brauwissenschaft wären die MEBAK-Bände sicher nicht so umfangreich und wissensreich, wie sie heute sind. Sein Wissensschatz wird ewig weiter leben und seine Grundlagen werden sicher noch viele weitere Jahre in die Arbeit der MEBAK einfließen.
